Friede sei mit euch und Gnade von dem, der da war, der da ist und der da kommen wird. Amen.
Liebe Gemeinde,
Ich glaube, dass einfachste Elementarste, was uns darin verbindet ist, dass wir uns hier immer wieder einfinden und weite Wege in Kauf nehmen, um hierher zu kommen ans Meer. Weil hier am Meer haben wir ein Gefühl dafür, was es heißen kann, los zu lassen. „Laufen am Strand entlang, Ebbe und Flut, und immer wieder gleich und ewige Bewegung und was die Flut bringt, das nimmt die Ebbe wieder mit. Wenn man ans Meer kommt, soll man zu Schweigen beginnen; bei dem letzten Grashalm soll man den Faden verlieren, und den Salzschaum und das scharfe Zischen des Windes einatmen und ausatmen und wieder einatmen. Wenn man den Sand sägen hört und das Schlürfen der kleinen Steine in langen Wellen, soll man aufhören zu sollen und nichts mehr wollen. Wollen nur Meer, nur Meer“. So hat das Erich Fried in Worte gefasst, was jeder Mensch intuitiv spürt und was ihn bewegt bei einer Strandwanderung und die Sehnsucht danach, diese Leichtigkeit, die Klarheit, auch den Abstand zu halten, souverän, und so unterwegs zu sein im eigenen Leben. Wo das Überflüssige weggenommen wird, und nicht je immer wieder vor die Füße gespült wird, und auch bleibt, was echt ist und worauf wir bauen können.
Geh‘ hin und verkaufe alles, was du hast – nicht um eine gute Tat zu tun, nicht um andere zu beeindrucken, nicht um die Welt zu retten und allen Hunger in der Welt zu stillen, sondern für dich, um frei zu sein, souverän. Aus freien Stücken verzichten können, um anderes zu leben. Wir kennen solchen Momente von Freiheit, wo etwas uns anrührt, da weißt du, dafür wär ich bereit alles zu geben und wer ist mein Leben.
Und gleichzeitig müssen wir das herunterbrechen, täglich neu.
Sie haben alle ein Bild von Regine Lischka in der Hand: „Mein Herz, Gott soll allein mein Herze haben“. Regine Lischka, eine Künstlerin, eine Dichterin, eine Zeichnerin, sie hält ‚Mini-Momente‘ fest und nennt es auch ‚Grafik-Miniaturen‘, ganz klein und Federstrich zart. Es wird deutlich, dass ein winziger Augenblick, ein Nu, festgehalten wird und auch nicht ganz lange, nicht tagelang in Öl, sondern mit feinen zarten Strichen in wenigen Stunden, erinnert und festgehalten wird.
Lobet den Herrn meine Seele, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Wenn man das Glück hat mit Regine Lischka, ihre Texte und Bilder zu betrachten, dann spürt man diese Kraft und den Glauben und die Gewissheit, dass es gut ist, kostbare Momente nicht zu konservieren, sondern so in Kunst zu transformieren, dass man sie jederzeit wieder abrufen kann.
Regine Lischka hat dieses Bild gemalt, da war sie in einem Konzert, der Chor hat gesungen. Also, Sie, ihr da oben, unser Chor, hat mitgestaltet an diesem Bild. Und als sie dann hinausgingen und nach der Bach-Kantate „Gott soll allein mein Herze haben“ vor der Tür standen, da klang es in ihnen weiter nach. Die Kirche, in der einem das Herz aufgeht, wo man sich erinnert, den Spaziergang, den man am Tag gemacht hat, den Leuchtturm noch vor Augen, Orientierung im eigenen Leben, wo man Abstand gewinnt zu allem, was da ist, auch zu dieser Insel. Ich bin hier und erlebe aber etwas, was weit darüber hinaus greift.
Danke dem Herrn, der dein Leben vom Verderben erlöst und krönet dich mit Gnade und Barmherzigkeit. Diese Krone wird dir aufgesetzt, königlich, stolz und demütiglich zugleich, das alles ist festgehalten in diesem Bild. Auf dass es uns Mut macht, im Maß unserer Begabung mit dem, was wir sind und können, auch uns hinein zu wagen. Wir wissen etwas, ganz sicher, alle materiellen Dinge sind relativ. Wo es ernst wird in deinem Leben, kannst du bauen allein auf Glaube, Hoffnung und Liebe. Was ich festhalten will an vergänglichem Materiellem, der ist wie ein Kind, das Sandburgen baut am Flutsaum. Und das Kind tut es, weil es das lernen soll, so wird es sein: die nächste Flut, die nächste Welle spült es weg. Am nächsten Tag kannst du ihr Spiel fortsetzen, aber was wärest du wenn du es ewig tätest, nicht klug wirst, nicht weise, dass du dich lösen musst immer wieder von Materiellem, um frei zu werden. Gott, du allein, sollst mein Herze haben.
Auf dass du mutig bist und frei wirst hinüber zu gehen; dorthin wo das Leben klingt wie eine Liebeserklärung, wo wir sehen, wie die Schöpfung uns einlädt zu allen Wundern.
Wir werden gleich hören aus der Kantate „Gott soll allein mein Herze haben“, wird uns der Chor singen „Du süße Lieb‘, schenk uns deine Gunst“
Bevor gleich die Musik erklingt, schaut einfach nochmal in diesem Raum herum. Dieser Raum ist 800 Jahre alt. Vor 800 Jahren haben Menschen das hier gebaut unter unvorstellbaren Ausgangsbedingungen. Sie haben es gebaut voller Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Satz „Sie haben uns nicht gekannt, aber sie haben schon an uns gedacht“. Sie haben gehofft, dass sich Menschen Jahrhunderte später hier wiederfinden. Wir sind da. Auf dass es uns einlädt, selber Menschen zu werden, die bereit werden, wie diese Menschen, die diese Kirche gebaut haben und dafür viel gegeben haben, an der rechten Stelle loszulassen, um Impulse zu setzen, wo noch Jahre, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte nach uns, Menschen dankbar sagen, „gut, dass es dich gegeben hat“. Denn darin behüte und bewahre der Friede Gottes, der höher als alle Vernunft ist, unsere Herzen und Sinnen, in Christus Jesus, der da ewig lebt, unserem Herrn,
Amen.
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Severin
Pröstwai 20 • 25980 Sylt/Keitum
Telefon 04651/31713 • Fax 04651/35585 • kirchenbuero@st-severin.de
Friede sei mit euch und Gnade von dem, der da war, der da ist und der da kommen wird. Amen.
Liebe Gemeinde,
Ich glaube, dass einfachste Elementarste, was uns darin verbindet ist, dass wir uns hier immer wieder einfinden und weite Wege in Kauf nehmen, um hierher zu kommen ans Meer. Weil hier am Meer haben wir ein Gefühl dafür, was es heißen kann, los zu lassen. „Laufen am Strand entlang, Ebbe und Flut, und immer wieder gleich und ewige Bewegung und was die Flut bringt, das nimmt die Ebbe wieder mit. Wenn man ans Meer kommt, soll man zu Schweigen beginnen; bei dem letzten Grashalm soll man den Faden verlieren, und den Salzschaum und das scharfe Zischen des Windes einatmen und ausatmen und wieder einatmen. Wenn man den Sand sägen hört und das Schlürfen der kleinen Steine in langen Wellen, soll man aufhören zu sollen und nichts mehr wollen. Wollen nur Meer, nur Meer“. So hat das Erich Fried in Worte gefasst, was jeder Mensch intuitiv spürt und was ihn bewegt bei einer Strandwanderung und die Sehnsucht danach, diese Leichtigkeit, die Klarheit, auch den Abstand zu halten, souverän, und so unterwegs zu sein im eigenen Leben. Wo das Überflüssige weggenommen wird, und nicht je immer wieder vor die Füße gespült wird, und auch bleibt, was echt ist und worauf wir bauen können.
Geh‘ hin und verkaufe alles, was du hast – nicht um eine gute Tat zu tun, nicht um andere zu beeindrucken, nicht um die Welt zu retten und allen Hunger in der Welt zu stillen, sondern für dich, um frei zu sein, souverän. Aus freien Stücken verzichten können, um anderes zu leben. Wir kennen solchen Momente von Freiheit, wo etwas uns anrührt, da weißt du, dafür wär ich bereit alles zu geben und wer ist mein Leben.
Und gleichzeitig müssen wir das herunterbrechen, täglich neu.
Sie haben alle ein Bild von Regine Lischka in der Hand: „Mein Herz, Gott soll allein mein Herze haben“. Regine Lischka, eine Künstlerin, eine Dichterin, eine Zeichnerin, sie hält ‚Mini-Momente‘ fest und nennt es auch ‚Grafik-Miniaturen‘, ganz klein und Federstrich zart. Es wird deutlich, dass ein winziger Augenblick, ein Nu, festgehalten wird und auch nicht ganz lange, nicht tagelang in Öl, sondern mit feinen zarten Strichen in wenigen Stunden, erinnert und festgehalten wird.
Lobet den Herrn meine Seele, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Wenn man das Glück hat mit Regine Lischka, ihre Texte und Bilder zu betrachten, dann spürt man diese Kraft und den Glauben und die Gewissheit, dass es gut ist, kostbare Momente nicht zu konservieren, sondern so in Kunst zu transformieren, dass man sie jederzeit wieder abrufen kann.
Regine Lischka hat dieses Bild gemalt, da war sie in einem Konzert, der Chor hat gesungen. Also, Sie, ihr da oben, unser Chor, hat mitgestaltet an diesem Bild. Und als sie dann hinausgingen und nach der Bach-Kantate „Gott soll allein mein Herze haben“ vor der Tür standen, da klang es in ihnen weiter nach. Die Kirche, in der einem das Herz aufgeht, wo man sich erinnert, den Spaziergang, den man am Tag gemacht hat, den Leuchtturm noch vor Augen, Orientierung im eigenen Leben, wo man Abstand gewinnt zu allem, was da ist, auch zu dieser Insel. Ich bin hier und erlebe aber etwas, was weit darüber hinaus greift.
Danke dem Herrn, der dein Leben vom Verderben erlöst und krönet dich mit Gnade und Barmherzigkeit. Diese Krone wird dir aufgesetzt, königlich, stolz und demütiglich zugleich, das alles ist festgehalten in diesem Bild. Auf dass es uns Mut macht, im Maß unserer Begabung mit dem, was wir sind und können, auch uns hinein zu wagen. Wir wissen etwas, ganz sicher, alle materiellen Dinge sind relativ. Wo es ernst wird in deinem Leben, kannst du bauen allein auf Glaube, Hoffnung und Liebe. Was ich festhalten will an vergänglichem Materiellem, der ist wie ein Kind, das Sandburgen baut am Flutsaum. Und das Kind tut es, weil es das lernen soll, so wird es sein: die nächste Flut, die nächste Welle spült es weg. Am nächsten Tag kannst du ihr Spiel fortsetzen, aber was wärest du wenn du es ewig tätest, nicht klug wirst, nicht weise, dass du dich lösen musst immer wieder von Materiellem, um frei zu werden. Gott, du allein, sollst mein Herze haben.
Auf dass du mutig bist und frei wirst hinüber zu gehen; dorthin wo das Leben klingt wie eine Liebeserklärung, wo wir sehen, wie die Schöpfung uns einlädt zu allen Wundern.
Wir werden gleich hören aus der Kantate „Gott soll allein mein Herze haben“, wird uns der Chor singen „Du süße Lieb‘, schenk uns deine Gunst“
Bevor gleich die Musik erklingt, schaut einfach nochmal in diesem Raum herum. Dieser Raum ist 800 Jahre alt. Vor 800 Jahren haben Menschen das hier gebaut unter unvorstellbaren Ausgangsbedingungen. Sie haben es gebaut voller Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Satz „Sie haben uns nicht gekannt, aber sie haben schon an uns gedacht“. Sie haben gehofft, dass sich Menschen Jahrhunderte später hier wiederfinden. Wir sind da. Auf dass es uns einlädt, selber Menschen zu werden, die bereit werden, wie diese Menschen, die diese Kirche gebaut haben und dafür viel gegeben haben, an der rechten Stelle loszulassen, um Impulse zu setzen, wo noch Jahre, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte nach uns, Menschen dankbar sagen, „gut, dass es dich gegeben hat“. Denn darin behüte und bewahre der Friede Gottes, der höher als alle Vernunft ist, unsere Herzen und Sinnen, in Christus Jesus, der da ewig lebt, unserem Herrn,
Amen.
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Severin
Pröstwai 20 • 25980 Sylt/Keitum
Telefon 04651/31713 • Fax 04651/35585 • kirchenbuero@st-severin.de