ST. SEVERIN

Pastor Jörg Reimann

Johannes 20,19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind,  die nicht sehen und doch glauben!

Liebe Gemeinde! So ist geht es uns doch eigentlich auch. Wir wollen das sehen, wir wollen es spüren, sonst können und wollen wir es nicht glauben. Und überhaupt, die anderen Jünger hatten Jesus ja auch sehen und spüren dürfen. Er hatte mit ihnen gesprochen. Nur Thomas war nicht dabei gewesen. Warum die anderen, warum er nicht. Warum sollte er glauben, ohne zu sehen. „Ich glaube das mit Jesu Auferstehung erst, wenn ich in seinen Händen die Nägelmale sehe und meine Finger das spüren können, auch die Verletzung an der Seite, sonst kann ich’s nicht glauben.“ Und dann sind sie wieder zusammen, die Jünger und einige andere. Diesmal ist Thomas dabei. Und die Türen sind verschlossen. Und da kommt Jesus und tritt mitten unter sie. Und spricht: „Friede sei mit euch“ Und Jesus fordert Thomas auf, „Reiche deine Finger her Du kannst die Wundmale anfassen und die Verletzung an meiner Seite berühren.“  Aber Thomas macht das gar nicht. Jedenfalls steht das da nicht. Thomas erkennt ihn sofort: „Mein Herr und mein Gott.“ Und Jesus sagt dann noch: „Thomas, du glaubst, weil Du mich als Auferstandenen gesehen hast. Aber das ist im Grunde einfach. Viel schwerer ist es zu glauben, ohne zu sehen. Ohne den Beweis vor Augen zu haben.“ Ohne Jesus sprechen zu hören.

Und so bleibt unser Zweifel im Grund bestehen. Weil wir nicht dabei gewesen sind. Das Grab war leer. Und vieles spricht dafür, dass Jesus auferstanden ist. Das haben mindestens zwei Frauen erlebt, als sie den Leichnam Jesu als letzte Ehre salben wollten. Jesus hatte angekündigt, dass der auferstehen würde. Dass der Tod nicht das letzte Wort haben würde. Und sicher haben nach dieser Ankündigung die Römer und die jüdischen Tempelwachen alles daran gegeben, dass der Leichnam nicht gestohlen wurde, damit nicht der Aufruhr nach dem Tode Jesu noch größer würde als zu Jesu Lebzeiten. Alle anderen Erklärungen, warum das Grab leer war, werden nur noch unglaubwürdiger. Und wenn das alles arrangiert worden wäre, dann hätte man sicher Petrus und Johannes als erste Zeugen der Auferstehung bestellt. Frauen galten damals als unsichere Zeugen und durften zum Beispiel vor Gericht nicht aussagen.

Letztlich bleibt uns nichts anderes übrig als von der Auferstehung auszugehen. Die Geschehnisse in den Wochen direkt nach der Kreuzigung haben Entscheidendes bewirkt. Die Ereignisse und Begebenheiten müssen so stark gewesen sein, dass aus einer Handvoll verängstigter Jünger, eine Bewegung geworden ist, die sich in kürzester Zeit im ganzen römischen Reich verbreitete. Was sonst könnte da geschehen sein, dass jemand wie Petrus, vorher einer der eifrigsten, aber schon direkt nach der Verhaftung leugnet er Jesus gekannt zu haben, was sonst sollte da geschehen sein, dass jemand wie Petrus dann doch wieder umschwenkt und ein brennender Verfechter des neuen Glaubens wird, obwohl die Gefahr immer noch besteht, auch verhaftet und als Unruhestifter hingerichtet zu werden. Und dass, was da geschehen ist müssen im Grunde sogar die römischen Behörden akzeptiert haben, denn sonst hätte man dem Spuck einfach schnell ein Ende bereitet. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.

Jesus sprach: „FRIEDE SEI MIT EUCH. WIE MICH DER VATER GESANDT HAT, SO SENDE ICH EUCH.“ Jesus gibt den Auftrag weiter zur Verkündigung: Geht hin und gebt weiter, was ihr gesehen und geglaubt habt mit mir. Geht hin und erzählt das alles. Geht hin und arbeitet weiter an unseren großen Zielen. Gott traut uns das zu, dass wir Frieden halten können, das wir den Nächsten lieben können, und den Feind auch. In mir hat Gott es euch gezeigt. Das habt ihr selber miterlebt. Und dann kann man Grenzen überschreiten, die vorher fest zu sein schienen. Da werden Menschen wieder beweglich, die lange Zeit erstarrt waren. Da fällt es anderen wie Schuppen von den Augen, wie sie ihr Leben ändern müssen und sie sind nicht mehr blind oder unbeweglich. Erzählt davon weiter. Redet mit den Menschen. Was wir miteinander erlebt haben ist das Himmelreich auf Erden gewesen, und das könnt ihr Menschen schaffen, wenn ihr das gemeinsam in Angriff nehmt.

Die Botschaft dieser Thomasperikope ist: „Das Reich Gottes kommt im Menschen. Es ist das Leben im Einklang mit Gott. Die Evangelisten und Paulus haben das Reich Gottes oft nur als das Reich am Ende aller Tage verstanden und gedacht, dass es bald kommen würde, dass sie das Ende aller Zeiten bald erleben würden. Die Enttäuschung war dann sehr groß, dass es anders kam. Als sich dann alles verzögerte und die Menschen feststellten, dass inzwischen alle die dabei gewesen waren und sogar Paulus verstorben waren, da begann das Nachdenken. Was war das denn? Hatte sie sich geirrt, oder hatte Jesus etwas falsches vorhergesagt? Das Ende kam einfach nicht.  Der Kanon der Neutestamentlichen Schriften war längst festgesetzt, als das Thomasevangelium auftauchte. 114 Jesusworte, also nicht viel. Wie ein Quelle von jemand, der mitgeschrieben hatte. War das wirklich der Thomas der Jünger? Oder war es einer, der so ungläubig allem gegenüberstand, dass er alles notierte, damit nichts verlorenging. 1945 wurde in der Wüste Ägyptens bei Mag Hamadi ein Exemplar dieser Quellensammlung gefunden, weitgehend unversehrt. Und aus diesen Worten weiß man, dass es Menschen gab, die von Anfang an nicht an das nahe Reich Gottes als Ende aller Zeiten geglaubt hatten, sondern  Das Reich Gottes kommt im Menschen. Es ist das Leben im Einklang mit Gott.

Was aber war der Auftrag Jesu? Jeus blies sie an und sprach: „Nehmt hin den Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlasse;: und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Sünde ist Trennung von Gott. Das ist die Aufgabe der Jünger. Den Menschen zu helfen, die Trennung von Gott zu überwinden. Die Eifersucht, den Neid, die Gier, dass sich Durchsetzen müssen, dass ICH, ICH, ICH. Die Welt aus Gottes Sicht betrachten. Den anderen als Mitmensch die Tiere als Mitgeschöpfe, die Natur als Teil des Ganzen. Das ist die Aufgabe der Jünger.
Jesu blies sie an und sagte: „Nehmt hin den Heiligen Geist.“ Bei diesem Wort laufen ja ganze Bilderreihen ab. Der Geist schwebte über dem Wasser, ganz am Anfang. Ruach, wie es im Hebräischen heißt. Das ist die göttliche Geisteskraft. Die weibliche Seite Gottes. Ein Hauch genügte um aus der unbelebten Materie belebte Materie zu machen. Der Hauch, der Atem ist der Unterschied zwischen einem Haufen Kohlenstoffatomen und einem lebenden Wesen. Mit Gottes Atem wurde Leben daraus, nach Gottes Plan. Da ist dann tote Materie plötzlich belebt. Wenn der Atem darin ist, Nefesch im Hebräsichen das heißt übersetzt Atem und es heißt ebenso Seele. Gott gibt den Dingen die Seele indem er ihnen seinen Atem verleiht. Und wir merken dass, wenn dann mit dem letzten Atemzug alles Leben aus einem Lebewesen entweicht und die Seele davon ist und nur der Körper bleibt.

Jesus bläst die Jünger an und sagt: „Ihr seid nicht allein, der Heilige Geist ist mit euch, der Atem in euch ist da und das ist eure Seele. Eure Seele, die Gott euch eingehaucht hat. Damit seid ihr Gott nahe. Und der Heilige Geist wird euch helfen andere zu begeistern. Ihr sollt weitermachen im Geiste Gottes, im Geiste unserer Jesusbewegung. Gebt die Begeisterung weiter. Hebt die Entfernung der Menschen zu Gott auf. Ihr könnt das. Macht es.“ Und dieser Auftrag gilt bis heute. Eine Brücke bauen zwischen den Menschen und Gott. Eine Verbindung von uns zum Urgrund des Seins. Eine Brücke aus Liebe, aus Hoffnung und Glauben. Wir sind befähigt und beflügelt kraft des Heiligen Geistes den Himmel zu erreichen und Leute mitzunehmen. Unsere Kraft macht sich Jesus zu Nutze, um Liebe, Glaube und Hoffnung in dieser Welt wachsen zu lassen.

Und so verstehe ich auch den Episteltext aus dem Kolosserbrief (2,12ff) Mit ihm seid ihr  begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und hat uns vergeben alle Sünden. Die Taufe als Zeichenhandlung, dass die Sünden vergeben sind hat sich ganz früh durchgesetzt. Mit der Taufe sind die Sünden vergeben. Mit der Taufe ist die Entfernung zu Gott aufgehoben. Du gehörst zu Gott, in dieser Zeichenhandlung nun sichtbar. Auch Jesus hatte diese Zweifel. Er spürte die Nähe Gotte in sich. Was war sein Auftrag. Und dann kommt es am Jordan zum entscheidenden Erlebnis. Johannes, Prophet in der Wüste, mit Kamelhaarweste bekleidet. Ernährt sich nur von Honig und Heuschrecken. Mahner zur Umkehr, tauft die Menschen und mit dem Untertauchen sollen sie alles alte abwaschen und neu beginnen. Jesus lässt sich da an diesem Platz am Jordan auch tauften. Und da geht der Himmel auf und zumindest Jesus hört eine Stimme, die sagt: DIES IST MEN GELIEBTER SOHN. Auch da, die Trennung zu Gott , die Entfernung ist völlig aufgehoben in der Taufe. Das muss man im Blick haben, wenn man von der Taufe spricht als Vergebung der Sünden. Jede Taufe ist die Überwindung der Entfernung zwischen Mensch und Gott, weil Gott zusagt, ich bin bei Dir. In der Taufe sichtbar und hörbar. QUASIMODOGENITI heißt dieser Sonntag, wie die neugeborenen Kinder. Was sollten auch die Kinder für Sünden gegangen haben, die es sonst abzuwaschen gelten würde. Wo sollten sie gegen die irgendwelche Gebote verstoßen haben. Nein, es geht in der Taufe um die Zusage, dass die Trennung von Gott aufgehoben ist. Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter. Und daraus heraus aus dieser Kraft weiterzugeben. Das ist die Aufgabe an jeden und jede. Das ist Brückenbauen vom Mensch zu Gott und von Gott zu uns Menschen. Brücken aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Auf den ersten Blick zerbrechlich , aber in Wirklichkeit stärker als der Tod. Das Reich Gottes ist nicht erst am Ende aller Zeiten da, sondern schon jetzt, wo wir im Einklang mit Gott leben. AMEN.

Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Severin
Pröstwai 20 • 25980 Sylt/Keitum
Telefon 04651/31713 • Fax 04651/35585 • kirchenbuero@st-severin.de

Pastor Jörg Reimann

Johannes 20,19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind,  die nicht sehen und doch glauben!

Liebe Gemeinde! So ist geht es uns doch eigentlich auch. Wir wollen das sehen, wir wollen es spüren, sonst können und wollen wir es nicht glauben. Und überhaupt, die anderen Jünger hatten Jesus ja auch sehen und spüren dürfen. Er hatte mit ihnen gesprochen. Nur Thomas war nicht dabei gewesen. Warum die anderen, warum er nicht. Warum sollte er glauben, ohne zu sehen. „Ich glaube das mit Jesu Auferstehung erst, wenn ich in seinen Händen die Nägelmale sehe und meine Finger das spüren können, auch die Verletzung an der Seite, sonst kann ich’s nicht glauben.“ Und dann sind sie wieder zusammen, die Jünger und einige andere. Diesmal ist Thomas dabei. Und die Türen sind verschlossen. Und da kommt Jesus und tritt mitten unter sie. Und spricht: „Friede sei mit euch“ Und Jesus fordert Thomas auf, „Reiche deine Finger her Du kannst die Wundmale anfassen und die Verletzung an meiner Seite berühren.“  Aber Thomas macht das gar nicht. Jedenfalls steht das da nicht. Thomas erkennt ihn sofort: „Mein Herr und mein Gott.“ Und Jesus sagt dann noch: „Thomas, du glaubst, weil Du mich als Auferstandenen gesehen hast. Aber das ist im Grunde einfach. Viel schwerer ist es zu glauben, ohne zu sehen. Ohne den Beweis vor Augen zu haben.“ Ohne Jesus sprechen zu hören.

Und so bleibt unser Zweifel im Grund bestehen. Weil wir nicht dabei gewesen sind. Das Grab war leer. Und vieles spricht dafür, dass Jesus auferstanden ist. Das haben mindestens zwei Frauen erlebt, als sie den Leichnam Jesu als letzte Ehre salben wollten. Jesus hatte angekündigt, dass der auferstehen würde. Dass der Tod nicht das letzte Wort haben würde. Und sicher haben nach dieser Ankündigung die Römer und die jüdischen Tempelwachen alles daran gegeben, dass der Leichnam nicht gestohlen wurde, damit nicht der Aufruhr nach dem Tode Jesu noch größer würde als zu Jesu Lebzeiten. Alle anderen Erklärungen, warum das Grab leer war, werden nur noch unglaubwürdiger. Und wenn das alles arrangiert worden wäre, dann hätte man sicher Petrus und Johannes als erste Zeugen der Auferstehung bestellt. Frauen galten damals als unsichere Zeugen und durften zum Beispiel vor Gericht nicht aussagen.

Letztlich bleibt uns nichts anderes übrig als von der Auferstehung auszugehen. Die Geschehnisse in den Wochen direkt nach der Kreuzigung haben Entscheidendes bewirkt. Die Ereignisse und Begebenheiten müssen so stark gewesen sein, dass aus einer Handvoll verängstigter Jünger, eine Bewegung geworden ist, die sich in kürzester Zeit im ganzen römischen Reich verbreitete. Was sonst könnte da geschehen sein, dass jemand wie Petrus, vorher einer der eifrigsten, aber schon direkt nach der Verhaftung leugnet er Jesus gekannt zu haben, was sonst sollte da geschehen sein, dass jemand wie Petrus dann doch wieder umschwenkt und ein brennender Verfechter des neuen Glaubens wird, obwohl die Gefahr immer noch besteht, auch verhaftet und als Unruhestifter hingerichtet zu werden. Und dass, was da geschehen ist müssen im Grunde sogar die römischen Behörden akzeptiert haben, denn sonst hätte man dem Spuck einfach schnell ein Ende bereitet. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.

Jesus sprach: „FRIEDE SEI MIT EUCH. WIE MICH DER VATER GESANDT HAT, SO SENDE ICH EUCH.“ Jesus gibt den Auftrag weiter zur Verkündigung: Geht hin und gebt weiter, was ihr gesehen und geglaubt habt mit mir. Geht hin und erzählt das alles. Geht hin und arbeitet weiter an unseren großen Zielen. Gott traut uns das zu, dass wir Frieden halten können, das wir den Nächsten lieben können, und den Feind auch. In mir hat Gott es euch gezeigt. Das habt ihr selber miterlebt. Und dann kann man Grenzen überschreiten, die vorher fest zu sein schienen. Da werden Menschen wieder beweglich, die lange Zeit erstarrt waren. Da fällt es anderen wie Schuppen von den Augen, wie sie ihr Leben ändern müssen und sie sind nicht mehr blind oder unbeweglich. Erzählt davon weiter. Redet mit den Menschen. Was wir miteinander erlebt haben ist das Himmelreich auf Erden gewesen, und das könnt ihr Menschen schaffen, wenn ihr das gemeinsam in Angriff nehmt.

Die Botschaft dieser Thomasperikope ist: „Das Reich Gottes kommt im Menschen. Es ist das Leben im Einklang mit Gott. Die Evangelisten und Paulus haben das Reich Gottes oft nur als das Reich am Ende aller Tage verstanden und gedacht, dass es bald kommen würde, dass sie das Ende aller Zeiten bald erleben würden. Die Enttäuschung war dann sehr groß, dass es anders kam. Als sich dann alles verzögerte und die Menschen feststellten, dass inzwischen alle die dabei gewesen waren und sogar Paulus verstorben waren, da begann das Nachdenken. Was war das denn? Hatte sie sich geirrt, oder hatte Jesus etwas falsches vorhergesagt? Das Ende kam einfach nicht.  Der Kanon der Neutestamentlichen Schriften war längst festgesetzt, als das Thomasevangelium auftauchte. 114 Jesusworte, also nicht viel. Wie ein Quelle von jemand, der mitgeschrieben hatte. War das wirklich der Thomas der Jünger? Oder war es einer, der so ungläubig allem gegenüberstand, dass er alles notierte, damit nichts verlorenging. 1945 wurde in der Wüste Ägyptens bei Mag Hamadi ein Exemplar dieser Quellensammlung gefunden, weitgehend unversehrt. Und aus diesen Worten weiß man, dass es Menschen gab, die von Anfang an nicht an das nahe Reich Gottes als Ende aller Zeiten geglaubt hatten, sondern  Das Reich Gottes kommt im Menschen. Es ist das Leben im Einklang mit Gott.

Was aber war der Auftrag Jesu? Jeus blies sie an und sprach: „Nehmt hin den Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlasse;: und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Sünde ist Trennung von Gott. Das ist die Aufgabe der Jünger. Den Menschen zu helfen, die Trennung von Gott zu überwinden. Die Eifersucht, den Neid, die Gier, dass sich Durchsetzen müssen, dass ICH, ICH, ICH. Die Welt aus Gottes Sicht betrachten. Den anderen als Mitmensch die Tiere als Mitgeschöpfe, die Natur als Teil des Ganzen. Das ist die Aufgabe der Jünger.
Jesu blies sie an und sagte: „Nehmt hin den Heiligen Geist.“ Bei diesem Wort laufen ja ganze Bilderreihen ab. Der Geist schwebte über dem Wasser, ganz am Anfang. Ruach, wie es im Hebräischen heißt. Das ist die göttliche Geisteskraft. Die weibliche Seite Gottes. Ein Hauch genügte um aus der unbelebten Materie belebte Materie zu machen. Der Hauch, der Atem ist der Unterschied zwischen einem Haufen Kohlenstoffatomen und einem lebenden Wesen. Mit Gottes Atem wurde Leben daraus, nach Gottes Plan. Da ist dann tote Materie plötzlich belebt. Wenn der Atem darin ist, Nefesch im Hebräsichen das heißt übersetzt Atem und es heißt ebenso Seele. Gott gibt den Dingen die Seele indem er ihnen seinen Atem verleiht. Und wir merken dass, wenn dann mit dem letzten Atemzug alles Leben aus einem Lebewesen entweicht und die Seele davon ist und nur der Körper bleibt.

Jesus bläst die Jünger an und sagt: „Ihr seid nicht allein, der Heilige Geist ist mit euch, der Atem in euch ist da und das ist eure Seele. Eure Seele, die Gott euch eingehaucht hat. Damit seid ihr Gott nahe. Und der Heilige Geist wird euch helfen andere zu begeistern. Ihr sollt weitermachen im Geiste Gottes, im Geiste unserer Jesusbewegung. Gebt die Begeisterung weiter. Hebt die Entfernung der Menschen zu Gott auf. Ihr könnt das. Macht es.“ Und dieser Auftrag gilt bis heute. Eine Brücke bauen zwischen den Menschen und Gott. Eine Verbindung von uns zum Urgrund des Seins. Eine Brücke aus Liebe, aus Hoffnung und Glauben. Wir sind befähigt und beflügelt kraft des Heiligen Geistes den Himmel zu erreichen und Leute mitzunehmen. Unsere Kraft macht sich Jesus zu Nutze, um Liebe, Glaube und Hoffnung in dieser Welt wachsen zu lassen.

Und so verstehe ich auch den Episteltext aus dem Kolosserbrief (2,12ff) Mit ihm seid ihr  begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und hat uns vergeben alle Sünden. Die Taufe als Zeichenhandlung, dass die Sünden vergeben sind hat sich ganz früh durchgesetzt. Mit der Taufe sind die Sünden vergeben. Mit der Taufe ist die Entfernung zu Gott aufgehoben. Du gehörst zu Gott, in dieser Zeichenhandlung nun sichtbar. Auch Jesus hatte diese Zweifel. Er spürte die Nähe Gotte in sich. Was war sein Auftrag. Und dann kommt es am Jordan zum entscheidenden Erlebnis. Johannes, Prophet in der Wüste, mit Kamelhaarweste bekleidet. Ernährt sich nur von Honig und Heuschrecken. Mahner zur Umkehr, tauft die Menschen und mit dem Untertauchen sollen sie alles alte abwaschen und neu beginnen. Jesus lässt sich da an diesem Platz am Jordan auch tauften. Und da geht der Himmel auf und zumindest Jesus hört eine Stimme, die sagt: DIES IST MEN GELIEBTER SOHN. Auch da, die Trennung zu Gott , die Entfernung ist völlig aufgehoben in der Taufe. Das muss man im Blick haben, wenn man von der Taufe spricht als Vergebung der Sünden. Jede Taufe ist die Überwindung der Entfernung zwischen Mensch und Gott, weil Gott zusagt, ich bin bei Dir. In der Taufe sichtbar und hörbar. QUASIMODOGENITI heißt dieser Sonntag, wie die neugeborenen Kinder. Was sollten auch die Kinder für Sünden gegangen haben, die es sonst abzuwaschen gelten würde. Wo sollten sie gegen die irgendwelche Gebote verstoßen haben. Nein, es geht in der Taufe um die Zusage, dass die Trennung von Gott aufgehoben ist. Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter. Und daraus heraus aus dieser Kraft weiterzugeben. Das ist die Aufgabe an jeden und jede. Das ist Brückenbauen vom Mensch zu Gott und von Gott zu uns Menschen. Brücken aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Auf den ersten Blick zerbrechlich , aber in Wirklichkeit stärker als der Tod. Das Reich Gottes ist nicht erst am Ende aller Zeiten da, sondern schon jetzt, wo wir im Einklang mit Gott leben. AMEN.

Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Severin
Pröstwai 20 • 25980 Sylt/Keitum
Telefon 04651/31713 • Fax 04651/35585 • kirchenbuero@st-severin.de